Reisebericht Nordschweden 2008

Freitags wurde unser Heim für die nächsten drei Wochen mit allem Nötigen ausgestattet. Nachmittags begann dann endlich die wirkliche Reise. Die erste Etappe war die zum Fährhafen nach Puttgarden. Wir planten die Überfahrt mit der Nachtfähre, da dann der Fährpreis geringer war. Die Fahrt über die deutschen Autobahnen verlief problemlos und wir erreichten pünktlich Puttgarden, um die Nachtfähre zu nehmen. Die Fährfahrt selber dauerte ca. 45 Min.. In Rodby verließen wir die Fähre und fuhren noch ca. eine Stunde, um dann die erste Nacht im Wohnwagen auf einem Parkplatz zu verbringen.

Auch die Fahrt am nächsten Tag nach Gränna am Vätternsee, unserem ersten Zeltplatz, verlief wie geplant. Die 25 Min. der Fährfahrt von Helsingør nach Helsingborg war aufgrund des ruhigen Wetters unspektakulär. Wir bekamen auch ohne Probleme einen Stellplatz und ruhten uns erst einmal gründlich aus. Eine Nacht verbrachten wir dort, um am nächsten Tag bis nach Furuvik zu fahren. Am Tag danach übernachteten wir in Nordmaling, um dann am letzten Tag der Reise Töre zu erreichen, den nördlichsten Punkt des bottnischen Meerbusens. Über die Fahrt in den Norden gibt es nicht viel zu berichten. Leider hatten wir häufig Regen, der aber nicht störte, da wir sowieso den ganzen Tag auf den Rädern waren. Die schwedische Landschaft ist einfach wunderschön, und es macht richtig Spaß durch sie hindurch zu reisen. Leider haben wir keine Elche gesehen.

Auch in Töre bekamen wir sofort einen Stellplatz, sogar mit Blick auf die Ostsee, einfach genial. Der Campingplatz ist relativ klein, aber mit allem Nötigen ausgestattet was das Camperleben angenehm macht. Das hier war also unser Standort für die nächsten Tage. Von Töre aus unternahmen wir einige Tagestouren, die uns auch von einer schwedischen Campigplatzbekanntschaft vorgeschlagen wurden. Danke Olle.
Die wichtigste Reise war natürlich die nach Finnland, Finnys Land. Wir besuchten die Grenzstädte Tornio in Finnland und Haparanda in Schweden. Da diese Städte geografisch aber wie eine Stadt liegen werden sie auch gerne zusammen genannt. Natürlich haben wir im nördlichsten IKEA Haus einen typischen schwedischen Wrapp gegessen.
Am finnischen Ufer fuhren wir den Torniojöki hinauf um uns in Kukkola die berühmten Stromschnellen anzusehen. Ein wirklich beeindruckendes Schauspiel. Hier verliert der Torniojöki auf 3500m 13,8m Höhe, wodurch die Stromschnelle zustande kommen. An den Stromschnellen werden mit kleinen Netzen an ca. 4 m langen Stangen von provisorischen Holzstegen aus Fische gefangen. Das man dort das Gleichgewicht halten kann und dabei Fische fängt, finde ich bemerkenswert, ist aber sicherlich ziemlich gefährlich.

Ziel der nächsten Tagesfahrt war Jokkmokk im schwedischen Lappland. Im Sommer leider ein recht verschlafenes Nest. Die Fahrt dorthin war allerdings sehr spannend, da wir hier zum ersten Mal Rentiere in freier Wildbahn gesehen haben. Die erste Begegnung war mit zwei Tieren die mitten auf der Fahrbahn trotteten. Wir fuhren an sie heran, aber beide machten keine Anstalten stehen zu bleiben oder Platz zu machen. Was tun? Warten? Wie reagieren diese Tiere? Jedenfalls kam hinter uns ein schwedisches Fahrzeug und fuhr fast auf die Rentiere auf, bremste scharf, und das Rentier machte Platz. Ach, so geht das. Als wir es selber versuchten, war es kein Problem, die Tiere zu passieren. Die Viecher trotten danach einfach stur weiter, als ob kein Fahrzeug vorhanden wäre. Außerdem sehen sie beim trotten einfach nur ziemlich blöd aus, hat man jedenfalls den Eindruck. Die weiteren Begegnungen mit den Rentieren waren dann einfacher. Fast drauf fahren, bremsen, das Tier macht Platz, weiterfahren. Nach dem vierten Zusammentreffen wurde es langweilig.
Zurück zu Jokkmokk, wie gesagt im Sommer verschlafen, aber im Winter muss hier richtig was los sein, sagt jedenfalls Olle. Nun, dann müssen wir wohl mal irgendwann im Winter herkommen, irgendwann. Auf dem Weg nach Jokkmokk überquert man den Polarkreis. Allerdings sind in Schweden nur einige Fahnen und Tafeln aufgestellt, und auf dem Boden ist einige Meter der Polarkreis abgebildet. Nichts im Vergleich mit dem Polarcirkelcenter an der E6 in Norwegen. Auf dem Rückweg über die (45) gibt es am Polarkreis eine Raststätte mit Campingplatz. Aber auch nichts im Vergleich mit Norwegen.
Auf dem Rückweg nach Töre besuchten wir, dank einem Tipp von Olle, noch die Wasserfälle Storeforsen. Ein gigantisches Naturschauspiel. Im Normalfall fließen dort 450 m3 Wasser pro Sekunde den Berg herunter, Fallhöhe 82m. Das ist schon atemberaubend. Während der Schneeschmelze sind es dann bis zu 870 m3 pro Sekunde, unvorstellbar. Auf den „toten Wasserfällen“ gibt es Grillstellen, Wasserflächen zum Baden und reichlich Platz auf den Felsen um sich dort aufzuhalten. In den „toten Wasserfällen“ ist sogar eine Bühne aufgebaut, auf der im Sommer Veranstaltungen stattfinden. Die Zuschauer stehen oder sitzen einfach auf den Felsen der alten Wasserfälle.

Ein weiter Besuch führte uns nach Gamla Kyrkstad bei Luleå, eine von 12 Weltkulturerbe Stätten in Schweden. Dadurch, dass der Weg zur Kirche in Schweden sehr weit war, wurden um die wenigen Kirchen kleine Häuser gebaut, damit die Kirchenbesucher, die teilweise sehr weit anreisen mussten, eine Übernachtungsstätte hatten. Diese Kirchstädten gab es in Schweden häufiger. Gamla Kyrkstad bei Luleå ist typisch und die besterhaltene, und ist deshalb Weltkulturerbe. Ein wirklich lohnendes Reise- und Fotoziel. Direkt neben Gamla Kyrkstad liegt Hägnan, ein Freiluftmuseum, im dem das schwedische Leben von vor 100 Jahren lebendig gezeigt wir.

Wir verabschiedeten uns von Olle in Töre, um wieder Richtung Süden zu fahren. Unser nächstes Ziel war Norrfällsviken in Höga Kusten. Diese Landschaft ist auch Weltkulturerbe. Durch die Landhebung nach der letzten Eiszeit ist eine einmalige Landschaft entstanden. Diese Landhebung von bis zu 300 m hat unter anderem große und hoch gelegene Geröllfelder und eine sehr steile Küstenlinie hinterlassen. Das ganze Areal ist geologisch sehr interessant und landschaftlich sehr schön. Unser Campingplatz lag mitten in diesem Gebiet.
Einen Tag haben wir die Höga Kusten mit dem Auto erkundet, und einen Tag haben wir eine Wanderung über die Wege der Halbinsel in Norrfällsviken gemacht. Ein Tagesausflug führte uns mit einer kleinen Fähre vom Hafen in Mjällom zur Insel Nörra Ulvön. Die Fahrt dauerte ca. eine Stunde. Die Insel selbest ist sehr klein, und einfach mit dem kleinen Fischerdorf typisch schwedisch anzusehen, Fotomotive ohne Ende. Es besteht die Möglichkeit einen Berg zu besteigen und vom Aussichtspunkt aus über die Insel zu schauen. Die ganze Insel ist Feriengebiet mit vielen Ferienhäusern und Segelhafen. Im Sommer sehr belebt, im Winter leben auf der Insel nur ca. 40 Personen. Einfach ein schönes Stück Schweden das man sehen sollte. Leider hab ich mir am letzten Tag meinen Fuß verletzt, so das ich einige Tage kürzer treten musste.

Unser nächstes Ziel war Stockholm, die schwedische Hauptstadt. Mit einem Zwischenstopp in Ljusne erreichten wir nach zwei Tagen Stockholm. Wir bezogen Quartier auf dem Campingplatz in Bredäng. Das war der teuerste und der schlechteste Campingplatz den wir in Schweden besucht haben. Allerdings ist die Lage für Stockholm gut, in der Nähe der Tunnelbana und erreichbar ohne Citymaut. Den ersten Tag fuhr meine Familie alleine zum shoppen in die City. Ich pflegte meinen Fuß, und hab einfach gelesen, gegammelt ...
Am zweiten Tag fuhren wir gemeinsam in die Stadt und haben eine Spaziergang durch Gamla Stan gemacht. Natürlich wieder Fotomotive so weit das Auge reicht. Stockholm ist als Hauptstadt natürlich sehr international. Es ist interessant die vielen verschiedenen Menschen zu sehen, und die unterschiedlichsten Sprachen zu hören. Auch die Wachablösung am Königspalast konnten wir beobachten. Wir wollten das Schloss besichtigen, und die Wachablösung fand gerade im Hof statt, so das wir warten mussten bis sie vorüber war. Irgendwie hatte ich den Eindruck das alles nur für die ganzen Touristen veranstaltet wurde. Das Schloss selber ist riesengroß, und offensichtlich nur zu repräsentativen Zwecken vorhanden, natürlich. Gesehen haben sollte man es schon.

Unser letzter Halt in Schweden war in Rosendahl zwischen Varberg und Falkenberg. Hier besuchten wir wieder mal ein Weltkulturerbe, die Funkstation Grimetons. Mit dieser Funkstation wurde Anfang des 20ten Jahrhunderts Technikgeschichte geschrieben. Mit ihr war es möglich in die neue Welt Funkkontakt aufzunehmen. Es ist die besterhaltenste Anlage ihrer Art und sogar noch funktionstüchtig, das ist auch der Grund, warum sie in die Liste des Weltkulturerbe aufgenommen worden ist.
Varberg selber besitzt eine sehenswerte Burg und ein sehr bekanntes Seebad. An der Küste entlang gibt es viele Sandstrände, eher ungewöhnlich für Schweden, in dem die Küsten durch die Eiszeit eher felsig gestaltet ist.

Der Rückweg war dann wieder eher langweilig. Auch jetzt wollten wir wieder die Nachtfähre benutzen. Als wir aber gegen 23:40 Uhr am Hafen waren, wurde uns mitgeteilt das es auf der Rückfahrt keine Nachtermässigung gäbe. Wir haben dann allerdings den gleichen Preis wie bei der Hinfahrt bezahlt. Beim nächsten mal müssen wir uns besser informieren. In Dänemark wurde wieder übernachtet, und Samstags ging es dann wieder in heimatliche Gefilde.

Die Wohnwagenübergabe bei S&E ging ohne Probleme über die Bühne, und das letzte Kapitel unseres Urlaubes damit auch abgeschlossen.

Fazit:
Camping ist genau der richtige Weg Skandinavien mit seinen Bewohnern kennen zu lernen. Egal ob beim spülen, kochen oder einfach sonst wo ins Gespräch zu kommen. Wenn das Wetter nicht passt, oder der Campingplatz nicht gut war, ob man alles gesehen hatte, oder der Ort doch langweilig war, man packt ein und fährt einfach weiter. Flexibilität pur!!! Und außerdem ist es relativ preiswert. Im Norden haben wir pro Tag 110 SK bezahlt, im Süden war es teurer, Stockholm kostete 280 SK. Und die Plätze Richtung Norden waren schöner, besser ausgestattet und familiärer.

Das Wort des Urlaubs ist eindeutig „lustig“. Finn benutze es gerne und oft, dabei war es egal ob wirklich etwas lustig war oder er griesgrämig sagte „Das ist nicht lustig!“. Dieses Wort wurde in jeder Lebenslage angewandt, und dann auch entsprechend betont. Bin gespannt wie er hier auf diesen Text mit „lustig“ reagiert. :-)

Mücken, auch ein Thema, oder auch keins. Wir sind jetzt schon häufiger in Skandinavien gewesen. Nirgendwo haben wir eine Mückenplage erlebt. Natürlich gibt es diese Insekten auch in Skandinavien, und wir sind auch gestochen worden. Aber es ist nicht schlimmer als in freier Natur in Deutschland. Dazu muss man allerdings sagen, das wir uns fast immer in Küstengebieten aufgehalten haben, wo es nicht viele Möglichkeiten für die Mücke zur Vermehrung gibt. Wie es wirklich weiter im Landesinneren aussieht kann ich nicht sagen.

Licht, ein Riesenthema im Sommer. Je weiter nördlich mal reist, desto länger hell ist es. In Nordschweden wird es gar nicht richtig dunkel. Dass das so ist, ist eigentlich bekannt. Und, es ist sehr schön. Die Tage sind länger, man geht später zu Bett und man steht auch morgens eher auf. Es schlägt dann ziemlich auf die Stimmung, wenn man wieder Richtung Süden fährt und die Nächte länger werden. Von uns aus könnte es das ganze Jahr über Mittsommar sein. Allerdings würde uns auch die Polarnacht mit ihren Polarlichtern sehr interessieren. Nun, das müssen wir uns wohl später anschauen.

Zur Planung ist zu sagen, dass uns die Webpage www.camping.se sehr geholfen hat. Ein wirklich guter Überblick über viele Campingplätze in Schweden. Auch die Beschreibungen haben überwiegend zugetroffen. Man kann dort den Katalog in Papierform bestellen, oder als pdf-file runterladen. Außerdem kann man dort die obligatorische Skandinavische Campingkarte bestellen, die man an jedem Campingplatz mit entsprechender Jahresplakette vorzeigen muss. Als Kartenwerk benutzen wir den „Superatlas Skandinavien“ aus dem freytag & berndt Verlag, und nein, ich bekomme keine Provision. Zur Streckenplanung lohnt sich ein Blick auf „google maps“

Liste unserer besuchten Plätze


Bei Fragen kann man sich gerne über mein Kontaktformular an mich wenden. Ich werde versuchen alle Fragen zu beantworten.

Auf jeden Fall zieht es uns nächstes Jahr wieder mit dem Wohnwagen in den hohen Norden, mal sehen, wohin es uns verschlägt, Fortsetzung folgt